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Am Candidplatz, dort, wo bisher das Ärztehaus steht, soll ein 64 Meter hoher Büroturm gebaut werden. Investoren aus Hamburg und Starnberg treiben das Projekt voran, es ist Teil eines internationalen Immobilienfonds. Dazu gründeten die Investoren 2021 die Candid GmbH mit Sitz in Grünwald. Ein Steuerparadies vor Münchens Toren für alle, die sich um Münchens höhere Gewerbesteuer drücken wollen. Hinter dem Vorhaben stehen rein ökonomische Interessen: es geht darum, aus dem erworbenen Grundstück möglichst viel neuen Profit zu generieren.

Der derzeitige Zustand des Gebäudes ist vor allem der mangelnden Instandhaltung durch die Eigentümer geschuldet. Sicherlich gibt es architektonisch ansprechendere Gebäude. Das Gebäude fällt aber nicht groß auf und erfüllt eine Funktion im Viertel. Es würde daher vollkommen ausreichen, das Gebäude zu sanieren und die derzeitige Nutzung zu stärken. Die Investoren selbst wollen laut eigenen Aussagen 70% des bestehenden Gebäudes erhalten. Es geht also nicht um die Frage: wie schön ist das aktuelle Gebäude und ist der neue Vorschlag schöner? Wer sich auf diese Debatte einlässt, führt eine Scheindebatte. Es geht den Investoren darum, in die Höhe bauen zu können. Denn nur in der Höhe lässt sich hier mehr Geäudevolumen erschaffen, durch das man in Zukunft höhere Einnahmen erzielen kann.

Da gibt es einige. In München herrscht ein hoher Anteil an Leerstand, auch in gewerblich genutzten Gebäuden. Daher sind wir der Meinung, dass es in Untergiesing keine Bürogebäude braucht. Was wir brauchen sind bezahlbare Wohnungen, mehr Einrichtungen zur Kinderbetreuung, öffentliche Gesundheitsversorgung und öffentliche Räume im Viertel. Keine Büros und hochpreisige Shoppingketten. Der Neubau ist allein darauf ausgelegt, Rendite zu erwirtschaften. Das schlimmste, was aus unserer Sicht passieren wird, ist, dass die derzeitige Struktur der gesundheitlichen Versorgung des Viertels aufgrund teurerer Mieten weiter privatisiert wird. Privatisierungen sind ja derzeit eine gesamtgesellschaftliche Tendenz, zudem haben sich die Investoren genau auf Ärztehäuser spezialisiert. Diese Sorge haben auch einige Ärzte, die derzeit am Candidplatz ihre Praxen betreiben. Kassenpatienten und -patientinnen werden so dann wohl nicht mehr adäquat versorgt werden können. Darüber hinaus wird das derzeitig geplante Gebäude natürlich durch Schattenwurf und nächtliche Lichtverschmutzung Auswirkungen auf das Leben in Untergiesing haben. Es wird mehr Pendelverkehr und ein erhöhtes Aufkommen an Individualverkehr geben. Also mehr Lärm, mehr Feinstaub und mehr Autos in einem Viertel, das zwischen einer Autobahn und einer Eisenbahntrasse liegt. Gleichzeitig wird allerdings ein von Investoren vorangetriebener Neubau ökonomische Auswirkungen auf die gesamte Mietenstruktur im Viertel haben.

Der geplante Neubau findet in keinem Vakuum statt. Um den ganzen Candidplatz herum wurde und wird neu gebaut. Der Neubau wird von den Befürwortern als Aufwertung eines Giesinger Schandflecks bezeichnet.

Historisch betrachtet hat bisher noch jede Aufwertung zu steigenden Preisen geführt. Einerseits dadurch, dass um eine Aufwertung herum alle anderen Grundstücke auch Stück fürStück aufgewertet wurden. Andererseits erhöhen sich durch eine Aufwertung direkt die Preise für den Boden. Das ist ja auch die Spekulation hinter solch einer riesigen Investition. Der Kapitalismus wird nicht an der Grundstücksgrenze der Candid GmbH aufhören zu existieren.

Es gibt natürlich sehr viele Hürden für das Projekt und aalglatte Politiker erzählen uns, wir sollen doch abwarten und auf das Beste hoffen. Wir wissen aber, dass im Stadtrat einiges an Lobbyarbeit für den Neubau betrieben worden ist. Gesetze und Verordnungen werden dann gern mal umgangen. Man muss dabei auch folgendes bedenken: die Investoren haben das Gelände bereits erworben. Dieses Areal, samt Gebäude und Tiefgarage, in solch einer Lage, wird nicht wenig gekostet haben. Es herrscht also auf Seiten der Projektentwickler ein enormer Druck, die bereits investierten Gelder mit Zins und Zinseszins zurück zu zahlen. Der Immobilienfonds verspricht zudem mehrere Prozent an Rendite. Wahrscheinlichkeiten hängen von verschiedenen Faktoren ab. Dass es uns als organisierte Nachbarinnen und Nachbarn gibt, hat die Wahrscheinlichkeit der Realisierung schonmal verringert. Dass dieses Interview von vielen Löwenfans gelesen wird, verringert die Wahrscheinlichkeit weiter. Wir leben hier und so lange wir hier leben, werden wir versuchen, dass sich die Wahrscheinlichkeit weiter verringert.