Bericht zur BA-Sitzung am 18.11.2025

Am Dienstag (18.11.) fand die vorletzte Sitzung des Bezirksausschusses 18 in diesem Jahr mit der hier abrufbaren Tagesordnung statt. Auch Nachbar*innen aus Untergiesing waren vor Ort und schildern hier ein paar Beobachtungen.

Thema 1: Renovierung und Vollsperrung Thalkirchner Brücke (städtisch)

Das erste Thema des Abends war ein Vortrag einer Vertreterin des Baureferats zur Renovierung, Erweiterung und Vollsperrung der Thalkirchner Brücke ab 2028. Die Baumaßnahmen sind bereits beschlossen, es geht jetzt vor allem um die Planung der Umsetzung dieses Projektes. Die Holzbrücke ist stark renovierungsbedürftig, da durch illegalen (!) Schwerlastverkehr Schäden an der Holzkonstruktion entstanden sind und so die tragenden Balken altersbedingt, aber eben auch durch Wetter und Witterung morsch geworden sind. Es werden schon jetzt allerlei temporäre Maßnahmen durchgeführt, um weitere Zerstörung vorzubeugen und um den Verkehr weiterhin zu ermöglichen. Als längste Holzbrücke, die für den Autoverkehr zugelassen ist, steht sie im Guiness-Buch der Rekorde. Die Stadt als Eigentümerin der Brücke, setzt sich daher für den Erhalt der Struktur, der Architektur und der Bauweise ein. Das Gesicht der Brücke soll erhalten werden, so das Baureferat. Allerdings werde es ein paar Veränderungen geben. Die Brücke wird in Richtung Süden erweitert, um Extraspuren für den Fahrradverkehr zu gewährleisten. Der jetzt schon illegale Schwerlastverkehr soll besser durchgesetzte werden, allerdings mit der Ausnahme für Mini-Busse der MVG, sowie für Not- und Rettungsdienstfahrzeuge. Durch die Verbreiterung der Brücke soll in Zukunft auch der Hochwasserschutz besser funktionieren (Kran zur Räumung von Schwemmmaterial). Verschiedenste Behörden sind umfassend in den Planungsprozess einbezogen, z.B. die Naturschutzbehörde zum Schutz der (unter Artenschutz stehenden) Flora und Fauna im Baugebiet.

Der Beginn der Bauphase ist auf 2028 festgelegt, die Bauzeit ist derzeit noch ungewiss. Klar ist: die komplette Brücke wird abgebaut und wieder aufgebaut werden, was zu erheblichen Verkehrsstörungen führen wird. Die derzeitige Planung sieht vor, die Tierparkbesucher per U-Bahn zum Candidplatz zu fahren und von dort per Shuttle-Bus über die Schönstraße zum Tierpark zu bringen. Wo die Busse wenden sollen, wie der Shuttle-Verkehr organisiert werden soll, das ist alles noch in Planung. Genauso soll der Autoverkehr über die Brudermühlbrücke umgeleitet werden. Der Einsatz von Pontonbrücken wurde geprüft, sei jedoch aufgrund der Gegebenheiten vor Ort nicht umsetzbar. Ein Nachbar brachte ein, dass der illegale Schwerlastverkehr entstehe, da auf dem Mittleren Ring sich ständig der Verkehr stauen würde. Das wiederum liege an der fehlenden Südtangente der A99 und so weichen offenbar viele Fahrerinnen und Fahrer auf die Thalkirchner Brücke aus, obwohl sie die Gründwalder Brücke nutzen müssten. Sein Vorschlag: großräumige Umleitung des Verkehrs ab Baubeginn über die Grünwalder Brücke. Die Vertreterin des Baureferats nickte zustimmend. Der anwesende Vertreter der Polizei äußerste sich zur Nachfrage, warum es überhaupt diesen illegalen Schwerlastverkehr über die Thalkirchner Brücke gebe, nicht (!).

Es kommt also noch mehr Verkehr, Lärm und Abgase auf uns am Candidplatz zu…

Thema 2: Färberei

Die Färberei ist weiterhin geöffnet, aber es gab offenbar Umstimmigkeiten über die Ausrichtung. Anscheinend hat Frau Kieweg einen Antrag gestellt, wieder „back to the roots“, also Graffiti-Kunst zu gehen, während die jetzige Leiterin eigene und andere Schwerpunkte setzt. Geredet haben die beiden nicht miteinander, Frau Kieweg hat vor ihrem Antrag auch keine Rücksprache mit der Leiterin gehalten – hier herrscht also dicke Luft. Der Antrag wurde abgelehnt. Dadurch sind die Graffiti an der Brudermühlbrücke „in Gefahr“, d.h. es wird schwierig sein, die bekannten Geälde von Szene-Größen auf Dauer zu erhalten.

Thema 3: Einleitungsbeschluss von Stadtbaurätin Merk

Der Bauauschuss des BA18 hat sich gegen den Beschluss von Stadtbaurätin Merk gestellt. Überwiegend wegen des vorgeschlagenen, beschleunigten Verfahrens. Das ist ein weiterer, kleiner Erfolg für uns. Ein Nachbarn fragte dann nach, wie der BA denn dazu stehe, dass in diesem Beschluss stehe, städtische Grundstücke als Ausgleichsflächen für den Bauherren des Candidtors zur Verfügung zu stellen. Fast alle Mitglieder des BA reagiert darauf mit empörter Stimme, dass sowas nicht im Beschluss stehe und dass der Nachbar solcherlei Falschmeldungen von anderer Stelle hätte. Der Nachbar zitierte daraufhin folgenden Text aus dem Beschluss:

Das Planungskonzept von MVRDV sieht insgesamt acht parallel zueinander gestapelte Kuben vor, wobei sich die obersten zwei Kuben treffen und so eine torartige Struktur bilden. Mit diesem Entwurf soll der Candidplatz neu definiert werden und dem Planungsgebiet selbst sowie dem umgebenden Stadtquartier durch ein architektonisches Zeichen eine neue Qualität und eine einzigartige Identität geben. Im Bestand befinden sich auf dem Grundstück neun baulich zusammenhängende Gebäude mit gewerblicher Nutzung. Die Entwicklung sieht den Neubau im Bereich der jetzigen Hausnummern 9 und 15 mit einer Höhe von ca. 64 m vor, bis zu 70 % der Bestandsbebauung im östlichen Bereich des Grundstücks im Bereich der jetzigen Hausnummern 11 und 13 soll erhalten, saniert und teilweise mit Wohnen für Auszubildende und Studierende aufgestockt werden. Jedes Geschoss der Neubebauung soll separat für sich funktionieren, um eine maximale Anzahl an Unternehmen zu beherbergen, aber auch Kombinationen von Teilbereichen sollen möglich sein.

Durchwegungsmöglichkeiten, Grünflächen und Freiflächen entsprechend den vorgesehenen Nutzungen sollen beibehalten und aufgewertet werden. Die Freiraumplanung sieht Seite 14 von 24 vor, verschieden gestaltete und nutzbare Flächen und Identitäten zu schaffen, um so eine Verknüpfung mit dem Umfeld herzustellen. Um ausreichende Freiflächen für Wohnen und Gewerbe nachweisen zu können sind Potentiale innerhalb des Planungsgebietes z. B. unterhalb der Candidhochbrücke und ggf. Kompensationsmaßnahmen auf den umliegenden städtischen Flächen zu prüfen, die aber nicht zu Lasten der geplanten Wohnbebauung auf den städtischen Flächen südlich des Candidplatzes gehen dürfen.

Ein Großteil der BA-Mitglieder waren sichtlich überrascht über diese Zeilen, Münder standen offen, verwirrte Blicke überall. Die Versammlungsvorsitzende antwortete, dass man das bei Stadtbaurätin Merk tatsächlich nochmals nachprüfen und -fragen müsse. Diese Reaktion lässt die Vermutung zu, dass der Großteil des Bezirksausschusses den Beschluss von Stadtbaurätin Merk, über den er abgestimmt hat, überhaupt nicht durchgelesen hat! 

Die Stadt München und damit wir, sollen also einem Bauunternehmer und seinen Investoren, deren Unternehmenssitz in Grünwald gemeldet ist und die damit keine Steuern in München bezahlen, kommunale Flächen als Ausgleichsmaßnahme zur Verfügung stellen, damit deren Bau- und Spekulationsprojekt überhaupt erst durchführbar wird!

Eine weitere Frage an den BA war, wie denn die Statdratsfraktionen der BA-Parteien abstimmen würden. Die BA-Grünen äußerten sich dahingehend, dass eine Sitzung mit der Stadtratsfraktion erst noch bevorstünde und dort ihre ablehnende Meinung zum Büroturm Ausdruck verliehen werden solle- Die BA-SPD hat ihre Ablehnung der Stadtratsfraktion schon weitervermittelt, die BA-CSU antwortete nicht auf die Frage des Nachbarn.

Eine Nachbarin stellte die Frage nach dem Update zum Thema Feinstaubmessung, das in der vorletzten BA-Sitzung gefordert und aufgenommen wurde. Der BA antwortete, dass das Thema weitergeleitet wurde. Weitere Auskunft wurde nicht gegeben. Allerdings unterstützte die BA-SPD das Anliegen erneut, da eine Messung in Obergiesing je schwerlich eine Aussage über die Belastung in Untergiesing treffen könne.

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