Rundschreiben #3: Organisierung, politische Perspektive und weitere Termine
Folgende Punkte wollen wir heute kurz ansprechen:
- Unsere Idee der Organisierung
- Politische Perspektive auf das Candidtor
- Termine und Ankündigungen
- Geld, Webseite und andere organisatorische Fragen
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Zu 1.
Unser Prinzip ist die Selbstorganisierung. Wir können nicht darauf warten, bis man sich um unsere Anliegen kümmert. Die Politikerinnen und Politiker fordern uns auf, abzuwarten. Das ist unserer Meinung nach kein guter Ratschlag. Wir müssen uns um uns selbst kümmern und unsere Interessen selbst vertreten. Das geht nur, indem wir die politische Diskussion mit unseren Nachbarinnen und Nachbarn suchen. Denn beim Candidtor geht es nicht darum, das hübscheste Gebäude zu küren. Es treffen unserer Meinung nach zwei unterschiedliche Interessen aufeinander. Das Interesse derjenigen, die aus dem Gelände Profit erwirtschaften wollen und das Interesse der Anwohner und Anwohnerinnen, ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen. Und das ist in erster Linie eine politische Frage. Genauso wie die Genehmigung des Baus eine politische Frage ist. Warten wir nur einfach ab, stehen wir wie bei vielen politischen Entscheidungen plötzlich vor vollendeten Tatsachen.
Unser Ziel ist es, eine Mehrheit gegen diesen Bau aufzubauen. Ein Ankerpunkt dafür ist die Organisierung von einer monatlichen Versammlung jeweils freitags vor den Bezirksausschusssitzungen des BA 18 (https://risi.muenchen.de/risi/gremium/detail/344?0&tab=sitzungen). An einer solchen habt ihr entweder am 18. März oder am 22. April (oder sogar an beiden) teilgenommen. Für uns sind diese Versammlungen der Ort, an dem wir gemeinsame Entscheidungen treffen wollen. Damit das möglich wird, brauchen wir jede und jeden von euch – und alle, die ihr um euch herum erreichen könnt. Und wir brauchen die gemeinsame politische Diskussion.
zu 2.
In München stehen viele Bürogebäude leer. Daher sind wir der Meinung, in Untergiesing braucht es keine weiteren Büros. Was wir brauchen, sind bezahlbare Wohnungen, mehr Einrichtungen zur Kinderbetreuung, öffentliche Gesundheitsversorgung und öffentliche Räume im Viertel. Keine Büros, hochpreisige Shoppingketten und erst recht keine Investoren-geführten “Gesundheitskonzerne”. Die Investoren haben sich auf Ärztehäuser spezialisiert. Bundesweit kaufen derzeit Investoren Arztpraxen auf. Wir haben große Sorge, dass somit eine weitere Privatisierung der derzeitigen gesundheitlichen Versorgung des Viertels einhergehen wird. Diese Sorge haben auch einige Ärzte, die derzeit am Candidplatz ihre Praxen betreiben. Die medizinische Versorgung wird damit von den Kapitalinteressen der Investoren abhängig gemacht.
Hier eine Dokumentation ähnlicher Umtriebe: https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2022/Spekulanten-greifen-nach-Arztpraxen,panorama17568.html
Darüber hinaus wird das derzeitig geplante Gebäude durch Schattenwurf und nächtliche Lichtverschmutzung Auswirkungen auf das Leben in Untergiesing haben. Es droht mehr Pendelverkehr und ein erhöhtes Aufkommen an Individualverkehr. Also mehr Lärm, mehr Feinstaub und mehr Autos in einem Viertel, das zwischen einer Autobahn und einer Eisenbahntrasse liegt. Der Bau ist damit auch eine Frage der Ökologie im Viertel. Gleichzeitig wird das Hochhaus Auswirkungen auf die gesamte Mietenstruktur im Viertel haben.
Der geplante Neubau findet in keinem Vakuum statt. Um den ganzen Candidplatz herum wurde und wird neu gebaut. Die Befürworter der beiden Türme bezeichnen das Projekt als Aufwertung eines „Giesinger Schandflecks“. Und bisher hat noch jede sogenannte „Aufwertung“ zu steigenden Mieten geführt. Einerseits, weil die Bodenpreise explodieren. Das ist ja auch die Spekulation hinter solch einer riesigen Investition. Der Investor wird versuchen, die Fläche möglichst teuer zu vermieten. Als Mieter bieten sich Unternehmen an, die über viel Kapital verfügen. Durch die Angestellten im Bürogebäude erhöht sich einerseits die Nachfrage nach Waren in der Umgebung. Dadurch steigen die Mieten für Ladenflächen, was für die alteingesessenen Betriebe in Untergiesing eine Bedrohung ihrer Existenz darstellt. Andererseits werden die Büroangestellten auch in der näheren Umgebung wohnen wollen, was zu einer höheren Nachfrage nach Wohnraum führen wird. Das stellt wiederum einen Anreiz für Spekulanten auf dem Wohnungsmarkt einen Anreiz dar, die Mieten zu erhöhen.
Die Politiker erzählen uns, wir sollen doch abwarten und auf das Beste hoffen. Wir wissen aber, dass im Stadtrat einiges an Lobbyarbeit für den Neubau betrieben worden ist. Man muss dabei auch folgendes bedenken: die Investoren haben das Gelände für viel Geld erworben. Es herrscht also auf Seiten der Projektentwickler ein enormer Druck, die bereits investierten Gelder mit Zins und Zinseszins zurück zu zahlen. Der Immobilienfonds verspricht mehrere Prozent an Rendite. Das Geld wird nicht vom Himmel fallen.
zu 3.
Es stehen unmittelbar drei Termine an:
- Bezirksausschusssitzung des BA18: Dienstag, 26.04.2022, 19.30 Uhr in der Gaststätte Gartenstadt, Naupliastraße 2
- Treffen zur Vorbereitung der angekündigten Einwohnerversammlung, 01.05.2022, ab 18.00 Uhr auf der Fläche neben dem AKKU
- angekündigte Einwohnerversammlung des BA18 am 02.05.2022 (bisher haben uns allerdings noch keine Einladungen dazu erreicht)
Als weitere Ankündigung für alle Sechzger-Fans: das Kurvenheft „da Brunnenmiller“ wird in seiner nächsten Heimspielausgabe ein Interview zum Candidtor mit uns veröffentlichen.
zu 4.
Wir haben euch am 22. April gebeten, uns mit kleinen Spenden etwas unter die Arme zu greifen. Es sind genau 145€ zusammen gekommen! Vielen, vielen Dank! Mit 30€ davon unterstützen wir den Konstrukteur des fabelhaften Lautsprecherwagens bei den Stellplatz- und Stromkosten. Den Rest werden wir an diejenigen aufteilen, die beim Aufbau der Webseite einen finanziellen Vorschuss für die technische Struktur der Webseite geleistet haben.
Bleiben wir beim Thema Webseite: wir werden in den nächsten Tagen und Wochen weiter an den Inhalten der Webseite basteln. Falls ihr Ideen habt oder Artikel zum Thema schreiben wollt: immer zu! Falls jemand von euch Lust hat, technisch zu unterstützen, meldet euch bei uns.
Für die erste Maiwoche wäre es sinnvoll, sich zu treffen, um die bisherige Entwicklung auszuwerten und über unser weiteres Vorgehen zu diskutieren. Damit möglichst viele an diesem Treffen teilnehmen können, schlagen wir ein online-Treffen vor. Den Tag und die Uhrzeit werden wir über ein gemeinsames doodle ermitteln.