Gesundheit, Herr Ehret!

Die Immobilien Zeitung gab am 24.11.2022 bekannt, dass Ehret+Klein 40 % der Firmenanteile an das eigene Management sowie an einen „strategischen Investor“ abgibt. Der „strategische Investor“ ist in diesem Fall ein zahnärztliches Versorgungswerk, das nun 25 % der Anteile des Starnberger Unternehmens hält.

Wir wollen in folgendem Beitrag die Funktion des zahnärztlichen Versorgungswerkes erläutern, der Frage nachgehen, wieso der Einstieg des Versorgungswerkes als „strategisch“ betitelt wird und inwieweit uns das als Giesingerinnen und Giesinger eigentlich interessieren sollte.

Was ist die Funktion eines zahnärztlichen Versorgungswerkes? 

Zahnärztliche Versorgungswerke sind, laienhaft ausgedrückt, eine Rentenversicherung für Zahnärztinnen und Zahnärzte. Sie sind zuständig für die Altersversorgung, Berufsunfähigkeitsversorgung, aber auch für die Hinterbliebenenversorgung. Die Versorgungswerke werden meist von den Ärztinnen und Ärzten selbst verwaltet. Für Ärztinnen und Ärzte ist die Mitgliedschaft verpflichtend, da selbständige Freiberufler von der gesetzlichen Rentenversicherung seit 1957 ausgeschlossen sind. Für die Angestellten der Ärztinnen und Ärzte ist die Versicherung über das Versorgungswerk nicht verpflichtend, aber möglich.

Die gesetzliche Deutsche Rentenversicherung arbeitet mit dem System der Umlagenfinanzierung. Das bedeutet, dass die Einnahmen aus den Abgaben der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer direkt an die zu versorgenden Ruheständler gehen. Hierbei unterscheiden sich die Versorgungswerke von der gesetzlichen Rentenversicherung.

Wieso ist der Einstieg des Versorgungswerkes bei Ehret+Klein strategischer Natur?

Die Versorgungswerke arbeiten mit einer Kombination aus Kapitaldeckungs- und Umlageverfahren. Das heißt, es werden wie bei der gesetzlichen Rentenversicherung Teile der eingezahlten Beiträge direkt an die Rentnerinnen und Rentner ausgezahlt. Das Kapitaldeckungsverfahren wird dann ergänzend genutzt, um die restlichen Sparanteile der Beitragssätze am Kapitalmarkt anzulegen. Dies kann in Form von Immobilienkauf, Übernahme von Unternehmensanteilen oder mit anderen Investitionen geschehen. Dadurch verspricht man den Versicherten eine höhere Chance auf bessere Renten.

Das Versorgungswerk macht gemäß dem Artikel vom 18.11.2022 der deutschen Pensions & Investmentnachrichten bereits seit längerer Zeit „gemeinsame Sache“ mit Ehret+Klein. Der Starnberger Immobilienmogul bietet Kunden wie dem Versorgungswerk, die Projektsteuerung sowie die Bauherrenvertretung für Immobilienprojekte an. Das nicht näher genannte zahnärztliche Versorgungswerk bündelt bei Ehret+Klein nun sein ganzes „Real-Estate-Engagement“.

Die Finanzierung durch einen Investor aus der Gesundheitsbranche, im Zusammenspiel mit den bis jetzt durch Ehret+Klein realisierten Projekten, lässt eine strategische Orientierung vermuten. Denn so erhält Ehret+Klein nicht nur eine substantielle finanzielle Unterstützung, sondern holt sich auch Know-how und Kontakte aus dem Gesundheitswesen ins Boot. Dieser Schritt spielt eine richtungsweisende Rolle in der strategischen Ausrichtung des Immobilienunternehmens. Das zeigt sich nicht zuletzt an der Vermietung der obersten Etagen des Turmes von Ehret+Klein am Heimeranplatz an die Avi Medical Group. Denn in der Gesundheitsbranche versprechen sich Investoren nach wie vor astronomische Gewinnmargen. Und Ehret+Klein wollen da mitspielen. In einem Artikel der Pensions & Investmentnachrichten wird Herr Ehret im Zusammenhang mit dem Investment des Versorgungswerkes folgendermaßen zitiert.

„Mit dem Investment verstärken wir unsere Vorreiterrolle, indem wir zukunftsfähige Projekte in der gebotenen Zeit entwickeln können, neue Themen und Ideen nachhaltig am Markt platzieren und fortschrittliche Antworten auf die Fragen geben, wie wir heute und morgen zusammenleben und arbeiten wollen.“

Die getroffenen Aussagen unterstreichen die Vermutung der strategischen Orientierung in Richtung Gesundheitswesen und Privatisierungsrausch. Das Candiditor soll ein weiterer Eckpfeiler der profitorientierten und privaten Gesundheitsbranche in München werden. Gebaut von Ehret+Klein.