Investoren-Workshop kostete so viel wie ein Münchner Jahresgehalt!
Dass es sich bei den Investoren und Eigentümern des Ärztehauses am Candidplatz eher um schwere als um kleine Jungs handelt, war schon in den ersten Tagen nach der Verkündigung des Projektes klar. Wie sehr sie den Bezug zur Realität verloren zu haben scheinen, wurde jetzt durch die Beantwortung eines Antrags auf der Einwohnerversammlung deutlich. Mit Giesing hat das wirklich nichts zu tun!
Als die Nachbarschaftsversammlungen in Untergiesing an Fahrt aufnahmen und in jeder BA-Sitzung zum sogenannten Candidtor diskutiert wurde, da kamen die PR-Leute von Ehret&Klein in Absprache mit dem BA-Vorsitzenden Weißenburger auf die Idee, einen Bürger*innen-Workshop zu organisieren. Eine beliebte Taktik von Immobilienspekulanten, um, wie auch die Süddeutsche Zeitung schrieb, demokratische Prozesse vorzugaukeln.
Der Workshop fand Anfang Mai 2022 statt und entpuppte sich als die Farce, als die er in dutzenden Diskussionsrunden in Untergiesing bereits entlarvt wurde. Viel Blabla, wenig handfestes. Der Investor wich allen Fragen aus, die Moderation war eine gekaufte Immobilienlobbyistin und sämtliche Ergebnisse des Workshops hatten natürlich keinerlei rechtliche Bindung für den Investor. Der Investor behauptete zum Beispiel, dass ihm einige der im Ärztehaus ansässigen Praxen bereits zugesichert hätten, sich vergrößern zu wollen. Auf die Frage hin, welche Ärtz*innen er damit meine verwies er an einen Mitarbeiter. Doch der sagte einfach nichts. Noch während des Workshops forderte die überwiegende Mehrheit der anwesenden Nachbarinnen und Nachbarn den BA-Vorsitzenden Weißenburger dazu auf, schnellstmöglich eine Einwohnerversammlung zum Thema Candidtor zu initiieren.
Auf der im Juni folgenden Versammlung wurden über 30 Anträge gegen den Bau des Hochhauses eingereicht. Darunter auch ein Antrag, der die Offenlegung der Kosten des Workshops und der Einwohnerversammlung forderte. Ende Oktober kam nun die Antwort auf den Antrag. Laut BA-Vorsitzendem Weißenburger gab der BA, abgesehen von Kosten für die Halle, städtische Angestellte und ehrenamtlicher Arbeit, weder für Einwohnerversammlung noch für den Workshop Geld aus.
Die Kosten des Investors lassen aufhorchen: knapp 31.000€ gaben Ehret&Klein nach eigenen Angaben offenbar für die dreistündige Werbeveranstaltung aus! Soviel wie viele Menschen in München und Untergiesing im gesamten Jahr verdienen. Und das in einer der größten Krisen seit Jahrzehnten. Wer soviel Geld einfach zum Fenster rauswerfen kann, hat soviel davon, dass ihn solch eine Summe nicht juckt. Ein weiterer Beweis dafür, dass es bei dem angestrebten Neubau nicht um uns Menschen in Untergiesing gehen wird, dass die Investoren mit uns absolut nichts zu tun haben und dass es hier unüberbrückbare Unterschiede in den Interessen gibt.
Hier die komplette Antwort des BA:
Sehr geehrter Herr Ruß,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Wir können Ihnen nach Rücksprache mit dem BA-Vorsitzenden Herrn Weisenburger Folgendes mitteilen:
Mittelabfluss von den Konten des Bezirksausschusses: Null Euro
Zu berücksichtigen sind aber:
- Kalkulatorische Kosten für die Sporthalle an der Säbener Straße: Nicht zu beziffern, da der BA für eine städtische Halle keine Miete zahlt. Es muss aber mitgedacht werden, dass für eine Veranstaltungshalle normalerweise Kosten für Miete + Nebenkosten zu entrichten wären
- Kosten für städtische Mitarbeitende aus Bezirksausschuss-Geschäftsstelle, Planungsreferat und Referat für Bildung und Sport
- Ehrenamtliche Arbeit in erheblicher aber nicht zu beziffernder Höhe
Bei der Firma Ehret+Klein sind folgende Kosten entstanden:
Veranstaltungsagentur und Moderation (Bestuhlung, Technik, Sanitäter, Sicherheitsdienst, etc.): 21.173 €
Postwurfsendung Einladungsschreiben: 5.398 €
Aufbereitung Inhalte, Gestaltung Plakate, Material und Druckkosten: 3.828 €
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Helmut Wagner
Landeshauptstadt München
Direktorium, HA II
BA-Geschäftsstelle Süd, Bezirksausschüsse 6, 7, 8,18 und 19