Wer steckt hinter den Investoren des Candidtors?

Als Michael Ehret auf dem von ihm bezahlten Bürger*innen-Workshop im Mai gefragt wurde, was denn für ihn bei dem ganzen Projekt herausspringe, antwortete er ausweichend: er sei ein einfacher „Häuslebauer“, der ja auch von etwas leben müsse. Genaue Angaben machte er nicht. Dass sein Profit aber weit über einem tariflich bezahltem Lohn liegen dürfte, lassen allein schon die Projekte seiner Firma und die hinter dem Candidtor versammelten Investorenstrukturen erkennen.

In der Öffentlichkeit erscheint als Investor und Projektentwickler vor allem die Immobilienfirma ehret+klein mit Sitz in Starnberg. Michael Ehret ist einer der Eigentümer. Im Immobiliensprech heißt es auf deren Homepage: „Die strategische Partnerschaft mit der ehret+klein Capital Markets gewährleistet dabei nachhaltige Profitabilität und einen deutlichen Mehrwert für unsere Investoren und Partner.“ Übersetzt bedeutet das eine möglichst profitable Vermarktung von Grundbesitz auf dem Kapitalmarkt. Woher der Mehrwert dabei kommen soll, wird auf der Webseite natürlich nicht beschrieben. ehret +klein Capital Markets ist dabei eine Schwesterfirma im weitläufigen Geflecht des Investors.

Initiative Greater Munich Real Estate Fund

So ausweichend wie auf dem Workshop sind ehret+klein auf ihrer Webseite dann eher nicht. Wahrscheinlich, weil sie nicht erwarten, dass sich die überwiegend hart arbeitenden Anwohnerinnen und Anwohner Untergiesings über sie informieren. Dort findet man das weitere Geflecht von ehret+klein sowie die Absichten, die dahinter stehen. Der selbsternannte Immobilienprojektentwickler möchte besonders semi-professionelle oder professionelle Investoren und Investorinnen ansprechen und verspricht ihnen ein gemischt genutztes Immobilienportfolio in der Metropolregion München, Expertise und ein passendes Netzwerk mit einer sogenannten Deal Pipeline die eine stabile Wertentwicklung sicher stellen soll:

Der von ehret+klein initiierte und seit April 2020 durch die ehret+klein Capital Markets betreute Greater Munich Real Estate Fund investiert in gemischt genutzte Immobilienportfolios in der Metropolregion München. Die langjährige Erfahrung von ehret+klein als Projektentwickler sowie die Asset und Investment Expertise der ehret+klein Capital Markets gewährleisten mit einem hervorragenden Netzwerk im bayerischen Raum eine nachhaltige Deal Pipeline mit einer stabilen Wertentwicklung.“

Um wieviel Wert es sich dabei handelt, wird auf der folgenden Seite beschrieben:

„Mit unseren starken Vertriebspartnern Merck Finck Privatbankiers AG und HW HanseInvest GmbH wird der Fonds weiter wachsen und Stand heute können alle Ziele erreicht werden, die wir dafür gesetzt haben“, erläutert Sebastian Wasser. Das sind: vier Prozent p.a. Ausschüttungsrendite und zwei Prozent p.a. Wertsteigerungsrendite.

Teilstaatliche bayerische Konzerne dabei!

ehret+klein hat schon diverse Gewerbeimmobilien in München realisiert und plant weitere. Das Candidtor soll dabei vor allem mit einem Hamburger Projektentwicklungs- und Investmentunternehmen umgesetzt werden, der Values Real Estate. Das ist ein Fonds, in dem vor allem institutionelle Investoren ihr Geld anlegen. Zu ihnen gehören unter anderem teilstaatliche bayerische Konzerne, wie die Bayerische Versorgungskammer (BVK) und die Versicherungskammer Bayern (VKB), weitere Versicherungen und Versorgungswerke sowie mehrere Investoren aus dem Sparkassenverbund. Der Fokus dieses Fonds liegt auf den Segmenten Geschäftshäuser, Logistik, sowie Ärztehäuser und medizinische Versorgungszentren. In 2021 hat der Fonds sieben Ärztehäuser für den 2020 gegründeten, hauseigenen Fonds Values Health Invest erworben. Hauptgesellschafter ist eine der zehn reichsten Hamburger Unternehmerfamilien, die Familie Jahr (Gruner und Jahr – Medienhaus; Immobilien) mit einem geschätzten Vermögen von zwei Milliarden Euro.

Das geplante Hochhaus mitten in Untergiesing soll für Kapitalanleger aus dem In- und Ausland dazu dienen, ihre Millionen und Milliarden profitabel in Betongold zu versenken. Besonderes Augenmerk wird dabei auf das schon vorhandene Ärztezentrum gelegt. Hoffnung macht den Investoren und Investorinnen auch, dass eine Aufweichung der Richtlinie zum Bau von Hochhäusern aus dem Jahr 2004 mittlerweile als möglich erscheint.

Steuervermeidung in Grünwald

Um von Beginn an das Geld der Investoren nicht durch Gewerbesteuer an die Stadt München zu verlieren, haben sich die Investoren und Investorinnen für die Neugründung einer gemeinsamen Projektfirma mit Sitz in Grünwald entschieden: Candid GmbH. Grünwald ist das Steuerparadies vor den Toren Münchens für alle, die sich um die höhere Gewerbesteuer in München drücken wollen. Die Gemeinde Grünwald erhebt weniger als die Hälfte der Gewerbesteuer, die die Stadt München verlangt. Das steht im Widerspruch zu den Aussagen von Michael Ehret in diversen Medien, der reine Gewerbebau sei auch als ein Projekt für die Anwohnerinnen und Anwohner Untergiesings gedacht. Denn die Stadt München – und damit auch Untergiesing – werden weder Steuern durch die Realisierung des Projekts noch durch die einziehenden Firmen erhalten. Die Bürogrößen und Büromieten dürften ein Ausmaß annehmen, das sich besonders internationale Konzerne leisten können, deren Steuervermeidungstricks nun wirklich kein Geheimnis mehr sind.