Anträge Einwohnerversammlung am 13.07.2022

Auf der Einwohnerversammlung am 13. Juli haben Nachbarinnen und Nachbarn mehr als 30 Anträge zum Thema Candidtor eingereicht. Wir möchten nachfolgend all diejenigen Anträge, die uns in digitaler Form vorliegen, hier veröffentlichen. So haben alle Nachbarinnen und Nachbarn, die aus unterschiedlichsten Gründen an der Einwohnerversammlung nicht teilhaben konnten, die Möglichkeit, sich den überwiegenden Großteil der Anträge zu Gemüte zu führen. Sobald wir vom Bezirksausschuss Antworten auf diese Anträge erhalten, werden wir auch diese online stellen.

Übrigens: Alle unsere eingebrachten Anträge wurden von den knapp 100 Anwesenden angenommen!

Ich beantrage Einsicht in die Bebauungspläne (auch für das bestehende Ärztehaus) und Bauanträge des geplanten Baukomplexes “Candidtor”.
Ferner beantrage ich, für eine Einschätzung der Entwicklungsplanung, auch die Bauanträge der letzten 10 bis 15 Jahre im Umkreis von ca. 3 km vom Candidplatz.

Begründung:
Auf Grundlage der in Untergiesing und darüber hinaus entstandenen Gegenstimmen interessiere ich mich für das Bauprojekt. Ich würde die Realisierung gerne von einem neutralen Standpunkt aus bewerten und für mich prüfen. Das Projekt wirkt sich einschneidend sowohl auf das Erscheinungsbild als auch auf die Bevölkerung Untergiesings aus. Als langjähriger Untergiesinger würde ich in diesem Prozess gerne mitwirken. Durch den Bauantrag erfahre ich die Ausmaße des Projekts. Durch das darin enthaltene Brandschutzkonzept erfahre ich die Maßnahmen zum Brandschutz, die mir persönlich am Herzen liegen.

Ich beantrage zeitnah Auskunft über den Verfahrensstand im Bauantragsverfahren.

Begründung:
Im Bürger*innenworkshop Anfang Mai wurde den Teilnehmern vom Investor mitgeteilt, dass noch kein Bauantrag existiert. In der Ausgabe der SZ (Web Immobilien) Nr. 7 vom Juli 2022 spricht die Agentur FHO allerdings von “wenigen Wochen bis über die neuen Entwürfe entschieden werden soll”. Durch die Auskunft soll mir in Bezug auf diesen Punkt eine zuverlässige Information zur Verfügung gestellt werden.

Der BA Untergiesing-Harlaching möge eine Studie in Auftrag geben, die die Auswirkungen eines Neubaus am Candidplatz 9-15 auf das existierende Ökosystem entlang des Auer-Mühlbachs und seine angrenzenden Grünflächen ergründet.

Begründung:
Die Zukunft großer Teile der Menschheit schaut nicht rosig aus. Veränderungen des Klimas und des Wetters sind nicht mehr nur akademische Diskussionen in Fachzeitschriften, sondern wir erleben die Veränderungen heute schon real. Die Wissenschaft registriert derzeit weltweit das größte Massensterben von Tier- und Pflanzenarten seit dem Aussterben der Dinosaurier.

In Untergiesing entlang der Isarauen haben wir im Vergleich zu vielen anderen großstädtisch geprägten Regionen im Bundesgebiet einige derzeit noch relativ intakte Ökosysteme. Selbst als Laie kann man das erkennen. An der Isar leben Haubentaucher, Eisvögel, Huchen und Biber. In den angrenzenden Auenwälder leben Süßwassermuscheln, unzählige Singvogelarten und kleine Säugetiere. Am Auer-Mühlbach leben Fledermäuse, nisten Eichelhäher, Grasmücken (Vogel), Rotkehlchen, Meisen, Krähen, Marder, Eichhörnchen. Der Auer-Mühlbach gehört auch zum Revier des Giesinger Wanderfalken Pärchens.

Schon allein der Bau des Candidtors würde einen erheblichen Einfluss auf die existierenden Ökosysteme haben. Der Baustaub wird sich auf die Luftqualität auswirken, der Lärm wird empfindliche Lebewesen vertreiben. Steht der Turm erst, werden seine Fensterscheiben zu lebensgefährlichen Hindernissen für Vögel. Die zusätzliche Lichtverschmutzung, die mit der Masse an Büros notwendigerweise entstehen wird, kann sich auf nachtaktive Lebewesen nachteilig auswirken und bedeutet Stress für ruhende, tagaktive Lebewesen.

Die Stadt München möchte bis 2035 klimaneutral werden. Wir Giesinger wollen unsere Ökosysteme nicht dem Profit der Investoren opfern. Eine wissenschaftliche Studie zu den existierenden Ökosystemen und die Auswirkungen eines Baus wie der des Candidtors sollte daher im Interesse der hier lebende Menschen sein. Wenn wir schon im Kleinen keine Konsequenzen aus der Klimakrise ziehen, werden wir es im Großen gar nicht erst schaffen.

Der BA Untergiesing-Harlaching möge von den Projektinitiatoren und Projektinitiatorinnen eine detaillierte Finanzplanung zum Bau, Betrieb sowie zur Gewinnerwartung des Candidtors verlangen.

Begründung:
Das Gelände am Candidplatz 9-15 besticht aus mehreren Gründen: es liegt zentral und ist relativ gut angeschlossen. Das Gewerbegebiet ist zudem für solche eine Lage relativ groß, nicht zerstückelt und vollkommen erschlossen. Sogar eine Tiefgarage ist schon vorhanden. Dementsprechend dürfte allein schon der Kauf des Grundstückes einen ordentlichen Betrag gekostet haben.

Zum Vergleich: die Stadt München erwarb zur etwa gleichen Zeit das Gebäude am Candidplatz 1 (rot, Wimmer-Bäckerei). Auf diesem Grundstück stehen ein sanierungsbedürftiger Altbau und ein teilweise baurechtlich fragwürdiger Umbau eines Gewerbegebäudes. Die Grundfläche des Grundstückes wird nicht größer als 500 m² sein. Dafür zahlte die Stadt München ungefähr sieben Millionen Euro.

Zu den Kosten für den Kauf des Grundstückes am Candidplatz 9-15, kommen viele weitere Kosten hinzu: z.B. Sanierungen, Betrieb, Personalkosten, Kosten für den Neubau, Materialkosten etc. Die Investitionsgröße für solch ein Projekt dürfte erheblich sein. Besonders, wenn man die derzeitige Entwicklung in der Baubranche beobachtet, die unter den rasant steigenden Materialkosten ächzt. Die Projektfirma Candid GmbH versucht schon jetzt Geld zu sparen, in dem sie ihren Hauptsitz nicht in München, sondern im Steuerparadies Grünwald untergebracht hat.

Weiterhin muss das Candidtor ja nicht nur die Gelder der Investoren erwirtschaften. Sondern der Immobilienfonds, zu denen das Candidtor gehören soll (Greater Munich Real Estate Fund), verspricht den Anlegern „vier Prozent p.a. Ausschüttungsrendite und zwei Prozent p.a. Wertsteigerungsrendite“. Das alles muss irgendwie über Einnahmen finanziert werden.

Das Candidtor wird eine erhebliche Masse an Bau- und an Finanzvolumen nach Untergiesing bringen. Das Gebäude, die Finanzierung und der Profit kann nicht ohne das Viertel geschehen. Als hier lebende Menschen haben wir daher ein Interesse und wie ich meine ein Recht darauf zu wissen, mit was für Volumina wir hier zu rechnen haben.

Dazu kommt: in den letzten Jahren wurde am Candidplatz schon viel versprochen, aber kaum was davon gehalten. Das „Isar Living“ steht größtenteils leer, seit eineinhalb Jahren schmückt eine riesige Baugrube den Candidplatz – Ausgang ungewiss.

Auch das Candidtor hat das Potential, leer zu stehen oder gar nicht fertig gebaut werden zu können. Die Finanzplanung für das Candidtor, das durch die bestehende öffentliche Infrastruktur erheblich profitieren wird, soll öffentlich gemacht werden.

Der BA Untergiesing-Harlaching möge die Finanzierung des sogenannten Bürger*innen-Workshops und der Einwohnerversammlung der Öffentlichkeit darlegen.

Begründung:
Von BA-Mitgliedern haben wir erfahren, dass die Verteilung der Einladungen zur Einwohnerversammlung zu weiten Teilen durch einige ehrenamtliche Mitglieder des BA selbst übernommen werden musste. Die Begründung des Vorstandes des Bezirksausschusses dafür war, dass der BA sich die Bezahlung der Verteilung durch Zustellerfirmen nicht mehr leisten könne.

Wenn das stimmt, ist das aus demokratischer Perspektive katastrophal! Wenn unsere grundlegendsten demokratischen Rechte wie die Einwohnerversammlung nicht mehr sichergestellt werden können, dann haben wir ein Demokratieproblem.

Besonders problematisch scheint das vor dem Hintergrund, dass der BA mit dem sogenannten Bürger*innen-Workshop eine Veranstaltung subventioniert hat, die keinerlei rechtliche und demokratische Bindung hatte. Im Gegenteil: dort wurde uns Demokratie vorgegaukelt. Die von uns auf Karteikarten geschriebenen Fragen an den Investor wurden von einer Moderation im Vorfeld gefiltert, die der Investor selbst bezahlt hat. Der BA hat damit Teile seines Budgets für eine Veranstaltung verwendet, die allein das Narrativ des Investors im Sinne hatte. Eine demokratische Diskussion wie die heutige war dort nicht möglich, ja, sie wurde sogar untersagt.

Erstellung bzw. Vorstellung eines Verkehrskonzeptes für den Candidplatz durch das Referat für Stadtplanung.

Begründung:
• Der Candidplatz ist in Richtung Osten (Ostbahnhof), Süden (Thalkirchen,Grünwald) und Westen (Harras) sehr gut an den Straßenverkehr angebunden. Die Verkehrsbelastung durch Autos und Busse am Candidplatz ist hoch.
• Das Überqueren der großen Kreuzung dauert für Fußgänger die zum Bus möchten lange.
• Das Projekt „Candidtor“ ist das 3. Großbau-Projekt am Candidplatz (neben Osramgelände und Candidstraße 2-16/Krumpterstraße). Der Verkehr wird dadurch weiter steigen.
>> Es soll beantwortet werden, was geplant ist, um dem Rechnung zu tragen.

Veröffentlichung der Dokumentation zum Workshop Candidtor vom 02.05.2022

Begründung:
Eine Zusammenfassung der vielen Beiträge wurde angekündigt, ich kann sie im Internet aber nirgends finden.

Veröffentlichung der Dokumentation zum Workshop Candidtor vom 02.05.2022

Begründung:
In der Präsentation von eehret+klein hat man uns an einem sonnigen Beispieltag im ganzen Jahr gezeigt, wie sich das Gebäude auf die umliegenden auswirken würde, bezüglich Sonne und Schatten. Dass wohl ein Tag, vor allem nicht ein sonniger Tag ausreicht, um die Auswirkungen auf das Viertel zu demonstrieren, sollte klar sein. Daher verlange ich ein ganzjähriges Sonnenstandsgutachten des geplanten Gebäudes.

Ich fordere ein Windschutzgutachten und eine Erläuterung ob das Bauprojekt in der Frischluftschneise liegt.

Begründung:
Dazu wäre es auch relevant zu wissen, wie es mit einem Windschutzgutachten aussieht – die Architektur wird sich hier auch auf die umliegenden Gebäude auswirken.

Wie der Wind durch das Gebäude prallt ist wichtig für Elektriker – so müssen zum Beispiel Jalousien bei gewisser Windstärke hochfahren können.

Durch die Lage am Hang und die “torartige” Architektur könnten Fallwinde entstehen die für Kinder und Menschen die vorbeigehen gefährlich werden könnten, da zum Beispiel Jalousien so schnell gar nicht reagieren können.

Ebenso wichtig wäre in dem Zusammenhang ob das Projekt in der Frischluftschneise liegt und diese beeinträchtigt.

Ich fordere eine Messung der Lichtverschmutzung in der Nacht die durch das Gebäude entsteht

Begründung:
Was in der Präsentation des Candidtors von ehret+klein nicht vorkam, war die Lichtverschmutzung, oder Lichtsmog.

Den Grünen ist ja nach eigener Aussage der Schutz von Natur, Artenschutz aber auch die Lebensqualität von Menschen wichtig. Dazu gehört, dass es Nachts für Mensch und Tier halbwegs dunkel ist. Beim BR liest man: “Wie der Mensch leiden auch andere tagaktive Organismen unter den zu hellen Nächten, weil sie sich nicht mehr richtig regenerieren können. Die künstliche Beleuchtung stört damit ganze Ökosysteme.”

Ich würde gerne eine Analyse bekommen, was für ein Grad von Lichtverschmutzung da auf uns zukommt. Bei den riesigen Läden, Restaurants und Büros die im Candidtor Platz finden sollen, wird eine Dauerbeleuchtung sowie lichtstarke Reklame vorhanden sein, das hätte ich gerne ausgerechnet und in den Kontext gesetzt mit dem jetzigen Ökosystem.

Ich fordere eine Analyse der derzeitigen Stufe der Luftverschmutzung am Candidplatz und eine Hochrechnung, wie sich das durch die Erhöhung der privaten PKW und Lieferlastwägen ändern würde durch das Candidtor.

Begründung:
Als Anwohnerin am Candidplatz habe ich aber jetzt schon mit vielen Nachteilen zu kämpfen. Allein die Luftverschmutzung ist hier sehr hoch.

Die Süddeutsche Zeitung schreibt, dass der Feinstaub-Grenzwert bei 50µg/m3 für 24 Stunden liegt. Aufs Jahr gerechnet sollten aber nur 40µg erreicht werden. Mit 70 bis 80 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft an der Candidstraße sind wir hier bei den am höchsten verschmutztesten Straßen der Stadt und damit von ganz Bayern.

Im Jahr 2020 meldet das Bundesumweltamt: “mittlerweile sind es durchschnittlich 136.000 Fahrzeuge pro Tag, die den Mittleren Ring befahren.” Das ist auch den Grünen seit langem bewusst, sie nennen es selbst als schweres Problem, weswegen seit Jahren Vorschläge gemacht werden, die sich nicht durchsetzen, wie zum Beispiel Mooswände usw.

Nun wird ein 64 Meter Koloss hingestellt, der eines passend großes Parkplatzes für alle Privat-PKWs bedarf sowie Einfahrten für Lasten-LKW um die dortigen Büros und Läden zu versorgen.

Ich fordere eine Analyse des Lärmpegels jetzt und nach dem Bau des Candidtor für Mensch und Tier. Diese wäre nach Verkehrslärmschutzverordnung des Umweltbundesamts relevant.

Begründung:
Mit der EU-Umgebungslärmrichtlinie hat die Europäische Kommission die gesetzliche Grundlage geschaffen, um die wichtigsten Lärmquellen in Europa zu reduzieren. Das Umweltbundesamt meldet, dass die EU-Umgebungslärmrichtlinie 2017 die Geräuschbelastung der Bevölkerung in Ballungsräumen und an Straßen mit einem Verkehrsaufkommen von mindestens drei Millionen Kraftfahrzeugen pro Jahr erfasst hat. Demnach sind 2,3 Millionen Menschen in Deutschland ganztags Pegeln von mehr als 65 dB(A) ausgesetzt. Nachts leiden 2,6 Millionen Menschen unter Pegeln von mehr als 55 dB(A). Die Kartierung der EU-Umgebungslärmrichtlinie erfasst jedoch nicht alle Belastungen durch den Straßenverkehrslärm.

Nach überschlägigen Berechnungen ist etwa die Hälfte der bundesdeutschen Bevölkerung durch Straßenverkehrslärm mit Mittelungspegeln von mindestens 55 dB(A) tags beziehungsweise 45 dB(A) nachts ausgesetzt. Circa 15 Prozent werden sogar mit Pegeln von mindestens 65 dB(A) tags beziehungsweise 55 dB(A) nachts belastet.” Das Umweltbundesamt meldet: “Lärm löst abhängig von der Tageszeit (Tag/Nacht) unterschiedliche Reaktionen aus. Im Allgemeinen sind bei Mittelungspegeln innerhalb von Wohnungen, die nachts unter 25 dB(A) und tags unter 35 dB(A) liegen, keine nennenswerten Beeinträchtigungen zu erwarten. Diese Bedingungen werden bei gekippten Fenstern noch erreicht, wenn die Außenpegel nachts unter 40 dB(A) und tags unter 50 dB(A) liegen. Tagsüber ist bei Mittelungspegeln über 55 dB(A) außerhalb des Hauses zunehmend mit Beeinträchtigungen des psychischen und sozialen Wohlbefindens zu rechnen.

Um die Gesundheit zu schützen, sollte ein Mittelungspegel von 65 dB(A) am Tage und 55 dB(A) in der Nacht nicht überschritten werden.” Die Lautstärke am Candidplatz ist schon immens. Durch den Tunnel hier haben wir einen Dauerrauschpegel.

Ein Objekt wie das Candidtor muss viele Menschen anziehen, um den Investoren das Geld auch wieder einzubringen. Diese werden mit PKWs anreisen, ebenso sind LKWs zur Belieferung notwendig.

Ich fordere eine Bestandsaufnahme des derzeitigen Lärmpegels im Rahmen der Verkehrslärmschutzverordnung sowie eine Hochrechnung was der neu durch das Candidtor verursachte Verkehr hier hinzufügen würde. Neben dem neu aufkommenden Verkehr, werden wir zudem noch Schallwirkung durch die Verglasung abbekommen.

Ich beantrage Einsicht in die Bauanträge des geplanten Baukomplexes “Candidtor”.

Begründung:
Auf Grundlage der sich in Untergiesing entwickelten Gegenstimmen interessiere ich mich für das Bauprojekt.

Ich würde die Realisierung gerne von einem neutralen Standpunkt aus bewerten und für mich prüfen. Das Projekt wirkt sich einschneidend auf das Gestaltungsbild Untergiesings aus. Als langjähriger Untergiesinger würde ich in diesem Prozess gerne mitwirken bzw. diesen für mich prüfen.

Durch den Bauantrag erfahre ich die Ausmaße des Projekts. Durch das Brandschutzkonzept erfahre ich die Maßnahmen zum Brandschutz die mir persönlich am Herzen liegen.

Antrag: Auskunft über Verfahrensstand im Bauantragsverfahren
Ich beantrage zeitnah Auskunft über den Verfahrensstand im Bauantragsverfahren.

Begründung:
Im Bürger*innenworkshop wurde den Teilnehmern vom Investor mitgeteilt dass noch kein Bauantrag existiert.

In der Ausgabe der SZ (Web Immobilien) Nr. 7 vom Juli 2022 spricht die Agentur FHO allerdings von wenigen Wochen bis die neuen Entwürfe entschieden werden soll.

Der Bezirksausschuss 18 Untergiesing-Harlaching wird gebeten, beim Landesamt für Denkmalschutz die denkmalrechtliche Prüfung in Auftrag zu geben.

Begründung:
Das Ärtzehaus am Candidplatz 9 wurde in seiner zeittypischen und qualitativ hochwertigen Gestaltung in den 80er Jahren erbaut.

Es ist deshalb wünschenswert, eine denkmalrechtliche Prüfung beim Landesamt für Denkmalschutz zu beantragen.

Hiermit stelle ich den Antrag, der BA 18 und die Stadt München, mögen das Projekt „ Candid-Tor“ in seiner geplanten Form und dem jetzigen Standort Untergiesing ablehnen.

Begründung:
Giesing, als lange gewachsener Stadtteil, das frühere Arbeiterviertel, mit durchaus Generationsübergreifenden Einwohnern und einem Wertesystem das sich großteils nicht am Geld orientiert, braucht kein dermaßen großes Prestigeobjekt.

Das geplante Objekt mag in Rotterdam durchaus in ein offenes Konzept von architektonisch ungewöhnlichen Objekten passen, aber hier in Giesing ist dieses Projekt unangebracht, um nicht zu sagen „ monströs“, es passt nicht. Weder in Größe, noch in der äußeren Erscheinung.

Die so gerne beschworene „ Nachhaltigkeit“ steht auf 3 Säulen:
1. die soziale, 2. die ökologische und die 3. ökonomische.

Zu 1. Für wen ist dieser Bau und wie soll er uns nutzen?

Zu 2. Der Materialaufwand für den geplanten Bau ist immens, und wie sieht das Konzept der Nachhaltigkeit bei Bau, Unterhalt und Zukunfts- arbeiten wie Renovierungen aus?

Zu 3. Ist das geplante Konzept mit den Klimazielen für 2035 der Stadt München vereinbar.

Da all diese Punkte bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausreichend beantwortet sind bin ich persönlich der Meinung, dass es sich hier um Green-Washing „ handelt. Eine Genehmigung zum Bau sollte deshalb nicht erteilt werden.

1. Wir fordern die detaillierte Offenlegung des Nachhaltigkeits- und Energiekonzepts. D.h. welche Energieeffizienzklasse wird angestrebt, mit welchen Materialien wird gebaut, wie hoch ist der Anteil recycelter Materialien und ist eine Wiederverwendung der Abriss Materialien im Neubau geplant?

Wir wünschen überwiegend Holzbauweise mit mindestens Energieeffizient KfW 40 plus, besser Passivhausbauweise.

2. Ist eine energetische Sanierung auf den neuesten Stand der verbleibenden Altbauten geplant?

3. Wie ist die weiße Farbe auf Fassade und Außenmöbelierung mit Nachhaltigkeit vereinbar, da sie bei der lokalen Verkehrslage schnell verschmutzen und häufig erneuert werden muss.

Begründung:
Ein Energieeffizienzhaus 40 plus benötigt 60%weniger Energie als der Neubaustandard und wird im wesentlichen mit folgenden Maßnahmen erreicht:

• einer stromerzeugenden Anlage, die auf erneuerbaren Energien basiert (Photovoltaik)

• einem Stromspeicher in Form eines stationären Batteriespeichersystems

• Verwendung einer Wärmepumpe

• einer speziellen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung

Die hohe Anzahl der Fenster und die daraus resultierende Aufheizung in den Gebäuden im Sommer und Abkühlung im Winter wirft allerdings Zweifel an der Energieeffizienz auf. Das gesamte Bauvorhaben muss von der Bauphase über die Fertigstellung bis zum Betrieb und anfallenden Renovierungen nachhaltig und energieeffizient gestaltet werden.

Die Bestandsbauten werden wohl von den Neubautürmen verschattet werden, somit erhöht sich der Energiebedarf bei kalter Witterung und zudem vermindert sich die Aufenthaltsqualität.

Unsere Frage ist daher, ist der Neubau mit dem Ziel der Stadt München bis 2035 klimaneutral zu sein vereinbar?

Legen Sie dar, worin nach Ihrer Auffassung der Mehrwert des geplanten Neubaus für die Einwohnerschaft des Stadtviertels besteht.

Begründung:
Die Erfahrung zeigt, dass die Folgen eines solchen Neubaus ausschließlich negative sind: mehr Verkehr, stärkere Luftverschmutzung, Parkproblematik, steigende Wohnungsmieten und als mittelfristige Folge die Verdrängung der alteingesessenen Mieterschaft, ebenso steigende Gewerbemieten und Verdrängung des ansässigen Einzelhandels.

Gibt es eine oder mehrere Studien über die Bedarfe des Stadtbezirks Untergiesing?
Wenn ja, stelle ich den Antrag, diese zu veröffentlichen. Wenn nein, stelle ich den Antrag, eine solche Studie erstellen zu lassen.

Begründung:
Nötig sind, wie überall in München, bezahlbarer Wohnraum, Einrichtungen zur Kinderbetreuung, Freiraum mit nichtkommerzieller Nutzung, Arztpraxen für die öffentliche Gesundheitsversorgung, Einrichtungen für alte Menschen. Ganz klar nicht nötig sind hochpreisige Gewerbeflächen wie im geplanten Bau.

Die Stadt München soll die Umsetzung der beim Neubau geplanten kulturellen und bürgerschaftlichen Einrichtungen verpflichtend machen.

Begründung:
In den vergangenen Jahren wurde bei Projekten oft damit geworben, im Neubau wären Infrastruktur, kulturelle und bürgerschaftliche Einrichtungen vorgesehen.

Nach der Fertigstellung des Baus zeigte sich jedoch viel zu oft, sogar fast immer, dass die Pläne für Kindergarten oder Supermarkt, Altenzentrum oder Begegnungsstätte nicht umgesetzt worden waren.

Die kassenärztliche Versorgung des Stadtviertels muss gewährleistet bleiben.

Begründung:
Viele Kassenärzte müssen ausziehen, da der vordere Bereich des Hauses abgerissen werden soll.

Die Vermietung des Neubaus wird den Rentabilitätsinteressen der Investoren folgen. Da diese auf Ärztehäuser „spezialisiert“ sind, ist die Annahme berechtigt, dass bei der Vermietung an ein medizinisches Klientel vor allem Privatärzte Berücksichtigung finden werden, die sich der überwiegende Teil der im Viertel ansässigen Bewohner nicht leisten kann.

Der Investor hat auch ein Projekt am Heimeranplatz und vermietet dort an das das Medizin-Start-up Avi Medical Operations, eine GmbH. Die immer weiter um sich greifende Privatisierung des Gesundheitswesens, bei der nicht mehr nach medizinischen Bedürfnissen, sondern nach Kapitalinteressen gehandelt wird, geht auf Kosten der Patienten.

Der geplante Neubau darf maximal die Höhe des heute bestehenden Gebäudes haben.

Begründung:
Der geplante Neubau liegt in Zone II der sogenannten Hochhausstudie. Das Charakteristikum dieser Zone lautet „Maßstäblich gestalten“. Zitat: „Der Maßstab der Traufhöhe bestimmt das Stadtbild … in besonders zu begründenden Ausnahmefällen: Quartierszeichen“

Es gibt keinen Bezugsmaßstab, der eine auch nur annähernd ähnliche Traufhöhe wie der geplante Bau hätte. Ein sogenanntes „Quartierszeichen“ wird hier niemals vorliegen, denn es handelt sich um einen Fremdkörper, der keinerlei Bezug zum restlichen Stadtviertel hat. Daher ist ein Ausnahmefall hier nicht zu begründen.

Ich beantrage Einsicht in das Mobilitätskonzept des Investors und fordere die Stadt München auf, dieses kritisch zu hinterfragen.

Begründung:
Der öffentliche Personennahverkehr am Candidplatz ist zu den Hauptverkehrszeiten bereits heute an der Grenze seiner Belastungsfähigkeit, das gilt vor allem für die U-Bahn. Durch den Neubau wird diese Belastung weiter zunehmen. Wurden hier vorab Gespräche mit der MVG geführt?

Des Weiteren ist mit einer Zunahme des Verkehrs zu rechnen. Wie sieht die Planung für den Anlieferverkehr aus? Wo sollen die Lkws entladen werden? Wird dazu dem Candidberg abwärts eine Spur genommen? Wie ist weiterhin die Planung für den zu erwartenden Besucherverkehr?

Schon heute ist die bestehende Tiefgarage voll ausgelastet, Mieter bemühen sich seit Jahren vergeblich um einen Stellplatz. Wegen der benachbarten U-Bahn kann die Garage auch nicht erweitert werden. Es ist zu befürchten, dass hier mit Tricks gearbeitet wird, um den Stellplatzrichtwert für das neue Gebäude zu reduzieren.

Immer wieder hört man von Plänen, nach denen auf der anderen Seite des Candidplatzes ein Parkhaus errichtet werden soll. Das würde bedeuten, dass die Münchner Bürger auf städtischem Grund und mit Steuergeldern dem Investor die Parkplätze finanzieren würden!!!

Ich beantrage die Einrichtung eines elektronischen Informationsportals.

Begründung:
Mit der Schaffung eines Informationsportals sollen maximale Transparenz bei Planungs- und Entscheidungsvorgängen und eine mögliche rechtzeitige Beteiligung der Anwohner an diesen Planungs- und Entscheidungsvorgängen sichergestellt werden.

1. Inwieweit gibt es mit den Investoren, die das Projekt „Candidtor“ voran treiben, Verhandlungen/Gespräche über die Bereitstellung von öffentlichen und bürgerschaftlichen Einrichtungen in dem geplanten Neubau? Wie fügt sich das bei der möglichen Nutzung des städtischen Grundstücks am südöstlichen Teil des Candidplatzes ein – siehe Fragen 2 – 4?

2. Hat das Planungsreferat die Machbarkeitsstudie zur Freifläche am südöstlichen Candidplatz (auf der anderen Seite des Mittleren Rings) laut dem Stadtratsbeschluss vom 04.07.2018 Nr. 1420/V 10136 bereits erstellt bzw. wie weit sind die Vorarbeiten gediehen?

3. Wurden die Bedarfe entsprechend dem Beschluss bereits ermittelt? (zitiert aus dem Beschluss)

„Soziale Infrastruktur:
• Kinderbetreuungsplätze (hier ist als Zwischennutzung eine für mindestens 10 Jahre temporär genehmigte Pavillonanlage berücksichtigt)
Jugendfreizeiteinrichtungen:
• Schaffung von Ersatz der Skateranlage und des Bolzplatzes

Parkmöglichkeiten:
• Parkhaus als Ersatz für die Stellplätze für das Stadion unter Berücksichtigung der geplanten Erweiterung und als Möglichkeit für Parkmöglichkeiten für Besucher des Tierparks

Nahversorgung des Quartiers
• Einzelhandel eines Nahversorgers plus Gastronomie
• Standort für eine Verwaltungsnutzung

darüber hinaus:
• Räume für bürgerschaftliche Nutzung wie Bürger- und Kulturzentrum
• sozialorientierter Wohnungsbau mit Freiflächen“

4. Wie sollen die Bürger:innen beim Planungsprozess beteiligt werden?

Begründung:
Mit der Ankündigung, auf dem Gelände des Candidplatz 9 nach dem Abriss des Ärztehauses „bürgerschaftliche und öffentliche Einrichtungen“ zu berücksichtigen, wollen die Investoren ehret+klein aus Starnberg und VALUES Real Estate aus Hamburg den Anwohner:innen den geplanten Hochhausturm schmackhaft machen.

Diese Luftschlösser entpuppen sich als Luftnummern, wenn man den oben genannten Stadtratsbeschluss vom Juli 2018 zugrunde legt, in dem diverse Einrichtungen und Nutzungen für das Viertel auf städtischem Gelände (momentan genutzt als Skater- und Bolzplatz samt Kita-Pavillon) bereits in Überlegung sind.

Darüber hinaus hat die Referentin für Stadtplanung und Bauordnung Elisabeth Merk in ihrer Stellungnahme bei der Stadtgestaltungskommission Anfang Dezember 2021 von einer „gemeinsamen Überplanung der beiden Grundstücke“ gesprochen.

Auf städtischem Gelände südöstlich des Candidplatzes sollen all die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger verwirklicht werden und die Investoren können ungestört ihre gewerblichen und kommerziellen Profitobjekte realisieren – ohne Einschränkungen!

 

Ihr wollt wissen wie die Einwohnerversammlung gelaufen ist?

Hier der Link zu unserem Bericht: ERFOLG BEI DER EINWOHNERVERSAMMLUNG – WEITER DRUCK AUFBAUEN!

Hier der Link zum SZ-Artikel: „EIN BISSCHEN KLASSENKAMPF: ANWOHNER WEHREN SICH GEGEN GENTRIFIZIERUNG“ – SZ 15.7.2022

Hier der Link zum TZ-Artikel: „NACH EINWOHNERVERSAMMLUNG: UNTERGIESINGER LEHNEN GEPLANTES CANDID-TOR AB“ – TZ 16.7.2022

Ihr wollt uns unterstützen? Schreibt uns auf unsere neue E-Mail Adresse!

info@candidplatz-fuer-alle.de