Würde das “Candidtor” wirklich ein “Nachhaltiges Projekt” werden oder belügt uns der Investor?
Der Klimawandel ist die größte Krise unserer Zeit. Deshalb wird natürlich auch in der Baubranche versucht, klimagerecht zu bauen. Wie in so vielen anderen Branchen sind diese neuen Ideen aber nicht klimagerecht, sondern einfach nur ganz klares Greenwashing. Beispielsweise sehen wir auf der offiziellen “Candidtor”-Webseite des Investors einen sehr guten Versuch, so wenig Informationen wie möglich preiszugeben, um den größtmöglichen Spielraum für nachträgliche Anpassungen zu bieten. Prüfen wir nun mal die “Brocken” auf der Webseite und die „Infos“, die uns auf der Einwohnerversammlung gegeben wurden, nach ihrer Plausibilität.
Zitat Website: “Ein Fauna- & Flora-Konzept mit Fassaden- und Dachbegrünung sowie Regenwasser- Management”
Bedenkt man, dass es bereits ein bestehendes Biotop gibt, welches sich sowohl im Bereich des Komplexes als auch um das dort befindliche Ärztehauses befindet, einem neuen weichen soll, stellt sich die Frage der Sinnhaftigkeit einer Neuanlegung. Wirft man nur einen Blick auf das bestehende Gebäude per Google Earth, sieht man, wie reichlich das Dach bereits bepflanzt ist. Ebenso ist der Blick von der Straße aus auf das Gebäude kaum möglich, da sich dort eine Vielzahl an Bäumen befindet, die dort schon länger stehen, als die Investoren im Geschäft sind. Bei solch einem Bauvorhaben müssen immens viele Bäume abgeholzt werden. Grund dafür sind unter anderem die benötigten Flächen für Bau- und Wohncontainer, Anlieferungen oder auch Kranstellplätze. Hinzu kommt die notwendige Ausweitung der Baustelleneinrichtungsfläche aufgrund von Grundleitungserschließungen. Es ist also fraglich, ob hier überhaupt von einem Ausgleich gesprochen werden kann. Fakt ist, die Investoren würden nicht einmal den Zeitpunkt miterleben, an dem sich die Emissionen, die alleine bei der Neubepflanzung dieser Bäume entstehen, ausgeglichen hätten.
Zitat Website: “Schaffung von neuen Lebensräumen zur Förderung der Artenvielfalt und Biodiversität durch Vogel-Nist- und Futterplätze sowie heimische Wildpflanzen”
Unklar bleibt, von welchen neuen Lebensräumen hier die Rede ist, da dieser Turm eine Menge neuer Menschen anziehen würde. Fühlen sich Tiere, vor allem die bedrohtesten Arten, doch am wohlsten an Stellen, die vom Menschen meist unberührt sind. Wie zum Beispiel im naheliegenden Fauna- & Flora Habitat-Gebiet, ein von der EU geschütztes Naturschutzgebiet zur “Erhaltung der europäischen biologischen Vielfalt“. Für Tiere endet so ein Gebiet jedoch nicht an einer vom Menschen bestimmten Grenze. Im Gegenteil: dieser Raum soll nur eine Rückzugsmöglichkeit bieten, von denen aus sensible Lebewesen auch die umliegenden Räume nutzen können. Der Bau hätte also einen unmittelbaren Einfluss auf die in diesem Bereich lebenden Tier- und Pflanzenarten.
Die Logik der Investoren ist im besten Falle naiv, wenn nicht sogar eher bewusst irreführend. Sie zerstören zuerst die bereits vorhandenen Strukturen, um dann etwas zu bauen, dass viel weitreichendere Auswirkungen auf die Ökologie des Viertels hat. Dass sie dabei mehr Biomasse zu Feuerholz verarbeiten müssen, als sie nachpflanzen können, verschweigen sie dabei bewusst. Nicht genug, sie wollen uns auch noch das Märchen erzählen, dass der Glas- und Stahlklotz neuen Arten das perfekte Ökosystem liefern würde. Allein die Lichtverschmutzung, durch das im Gebäude erzeugte, unnatürliche Licht, sowie die Lichtreflektion an der hellen Fassade würden vor allem Nachtaktive sowie lichtscheue Tierarten dazu zwingen, ihren gewohnten Lebensraum zu verlassen. Tagaktive Lebewesen kommen dann schwieriger zur Nachtruhe. Der Mangel an tiefem Schlaf stresst nicht nur Menschen, sondern auch alle anderen Lebewesen. Hinzu kommt, dass durch die vielen Fenster die Gefahr besteht, dass Vögel am sogenannten “Glastod” sterben. Laut dem NABU, dem Naturschutzbund Deutschlands, sterben deutschlandweit jährlich 100 Millionen Vögel an dieser Todesart.
Dies sind zwei der signifikantesten Punkte auf der Webseite des “Candidtors”, die einen stutzig machen sollten. Deshalb fordern wir den Bezirksausschuss und Stadtrat auf, unsere Anträge von der Einwohner- sowie der Bürgerversammlung ernstzunehmen. Es braucht eine ausführliche Untersuchung zum geplanten Vorhaben mit Blick auf seine Folgen für Tiere, Pflanzen und Menschen.